Funken im Urlaub 2023 - Perpignan und Pyrenäen
Ekki, DF4OR, berichtet von seinen Funkerlebnissen in Südfrankreich

Urlaub ohne Funkaktivität geht gar nicht. Jedenfalls für mich, seit nunmehr fast 50 Jahren. Also ging es auch dieses Jahr wieder mit kleiner Funkausrüstung in den Süden, Richtung Mittelmeer und Pyrenäen. Dabei galten wieder erschwerte Bedingungen – die gesamte Ausrüstung muss in das Top-Case des Motorrades passen!

Besuch beim Club F6KBR in Perpignan

Während der Vorbereitung, hauptsächlich der Suche nach guten Funkstandorten in den Bergen, habe ich auch den Club F6KBR in Perpignan entdeckt. Die Freunde dort betreiben eine sehr informative Webseite, auf der sie über die lokalen Relais, Baken und ihr Clubleben mit den regelmäßigen Treffen berichten. Also habe ich mich entschieden, dort vorbeizuschauen. Die sehr aktive Gruppe trifft sich jede Woche in eigenen Clubräumen mitten in Perpignan. Dort hat die Stadt netterweise mehrere Räume im „Haus der Vereine“ zur Verfügung gestellt. Platz genug für Antennen auf dem Dach hat es auch. Hier im Bild ein Blick in eins der Shacks. Die Mitglieder des Vereins haben mich sehr freundlich aufgenommen und wir haben einen schönen Abend zusammen verbracht. Merci beaucoup, chers amis!

Shack
Funkabenteuer in den Pyrenäen und auf dem Puig Neulos

Die umliegenden Berge, sowohl im Land der Katharer nördlich der Pyrenäen, als auch die hohen Berge des Gebirges selbst, laden zu UKW-Betrieb ein. Ein dem Urlaubsort nahegelegener, etwa 1200 m hoher Berg ist der Puig Neulos, selbst auch Standort mehrerer Amateurfunk-Relais und Baken. Man kann fast bis zum Gipfel hochfahren, das letzte Stück von ca. 100 Höhenmetern geht – legal – nur zu Fuß. Dafür hat man dann oben einen tollen Ausblick. Gerade die Lage zwischen Meer und Hochgebirge (die Pyrenäen sind teilweise bis zu 3000 m hoch) macht diese Region so reizvoll und interessant.

Funktechnisch war an dem Tag nicht viel zu holen, ohne Contest oder Aktivitätsabend ist es auf 2 m doch eher ruhig. Aber mir machen auch Baken-Beobachtungen und der gelegentliche Betrieb über FM-Relais Spaß. Auch hier merke ich die Nähe zum Mittelmeer – die Ausbreitung über die See funktioniert auf 2 m doch meistens sehr viel besser als über Land. So lassen sich oft sehr weit entfernte Baken hören, deren Ausbreitungspfad fast ausschließlich über das Meer verläuft.

Als Gerät kam wieder der Icom IC-705 zum Einsatz, als UKW Antenne war die WiMo SOTA-Antenne dabei. Diese Antenne bietet nach meinen Erfahrungen das beste Verhältnis von Antennengewinn zu Gewicht bzw. Größe. Als Antennenträger habe ich, wie die letzten Jahre auch, die 3/8“-Rohre eines Buddisticks verwendet. Die sind leicht und robust.

Kurzwellen-Aktivitäten in den Bergen und Herausforderungen mit Antennen

Später ging es im Verlauf des Urlaubs meistens mit Kurzwellen-Aktivitäten weiter. Die Erfahrungen zeigen, dass es in den Bergen etwas schwieriger ist, eine Vertikalantenne mit Radials abzustimmen. Der Boden war gerade in diesem Jahr extrem trocken. Als Antenne kam eine ausgewählte Mischung aus Buddistick und MP-1 zum Einsatz. Die Spule der MP-1 lässt sich leichter abstimmen als die des Buddistick. Dafür sind die anderen Antennenelemente des Buddistick geeigneter, leichter oder einfach nur preiswerter. Dank des im Amateurfunk gebräuchlichen 3/8“ Gewindes passt alles gut zueinander. Dachte ich.

Denn neu im Reisegepäck in diesem Jahr war ein Erdspieß des chinesischen Lieferanten Chelegance, der die MC-750 Vertikalantenne anbietet. Auch hier wird das 3/8“ Gewinde verwendet – aber mit einer anderen Steigung. Nämlich 16 Gänge/Zoll, wohingegen Buddipole und andere US-Hersteller das 3/8“ Gewinde mit 24 Gängen/Zoll verwenden.

Na ja, jedenfalls ist der PL Bodenspieß unten mit einem 3/8“-16 UNC Gewinde ausgestattet, beiliegend ein Reduzierstück auf 1/4“ wie es bei Fotoapparaten üblich ist. Das ist gut, wenn man den PL-Adapter auf ein Fotostativ bauen will, aber sowas hatte ich nicht dabei. Meine Hoffnung war, die Buddistick-Elemente auf dem Erdspieß aufzusetzen, aber das ging leider nicht. Also kam noch ein Adapter von PL auf 3/8“-24 zum Einsatz, zum Glück hatte ich den sowieso dabei.

Ein anderes Problem wurde auch durch den trockenen Boden verursacht – ich hatte manchmal große Probleme, den Erdspieß in den Boden zu treiben. Der hat zwar eine scharfe Spitze, ist aber aus Alu und damit für den steinharten Boden viel zu weich. Erst an einem See hinter der Küste (frz. Etang) ging das dann wirklich prima. Und dank des salzigen Wassers am Fuß der Antenne war die Abstrahlung und Effizienz auch gleich viel besser. Es gelangen mit 5 W in Telegrafie etliche Kontakte nach Europa und auch einige wenige nach Übersee. Das Reverse Beacon Netzwerk (RBN) leistet bei den Versuchen einen unschätzbar guten Dienst, an dieser Stelle vielen Dank an alle Betreiber eines Empfängers!

Was mich an solchen abgelegenen Standorten immer wieder überrascht, ist die große Ruhe auf den Kurzwellen-Bändern. Kaum Rauschen und Prasseln wie zu Hause. Der niedrige Rauschpegel hat schon manches Mal dazu geführt, dass ich einen Defekt an der Antenne oder am Empfänger vermutete. Aber nein, es war wirklich so ruhig.

Eine andere Erkenntnis bleibt aber auch aus diesem Urlaub – das nächste Mal nehme ich wieder einen Tuner, einen Balun und etwas Draht mit. Ich habe zwar mal in einem Video zum IC-705 gesagt, dass ich lieber resonante Antennen verwenden würde, um keine Leistung zu verlieren. Aber in der Praxis zeigt sich dann doch, dass der Abgleich bei jedem Bandwechsel schnell lästig werden kann. Nur deswegen schleppe ich heute auch noch einen kleinen Antennen-Analyser mit (einen Rig Expert AA-STICK600). Aber den könnte ich mir dann sparen.

Aber das ist der Amateurfunk – immer mal etwas Neues testen, experimentieren, die Station verbessern und dabei Spaß haben. Wo geht das besser als im Urlaub?

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